Gelegentlich schreiben mich unbekannte Leute an, oft sind sie über zwei Ecken auf mein Projekt gestossen. "Ja, wie gehts denn?" oder "Was vermisst du am meisten?" sind die Standardfragen. Heute schreibt mich Floria an und möchte wissen, ob wirklich niemand weiß, wo ich wohne. Ich antworte, dass nur meine Freundin einen Notfallzettel in ihrer Schatulle hat. Bisher hat sie diese nicht geöffnet, höchstens um sich ein Paar Ohrstecker rauszunehmen. Floria hat sich virtuell an der Box vergangen, er kennt meine Adresse. Er schickt sie mir im Chat, die exakte Anschrift. Damit hat er mir einen digitalen Aufwärtshaken verpasst. Ich werde für sieben Sekunden angezählt, rappele mich hoch und krieche zu Skype. Eine Person ist online. Nadja. Ich habe ihren Namen geändert, damit sie nicht auch von Floria gefunden wird, das möchte sie bestimmt nicht. Ich stelle den Ton meiner Livecam ab. Wenn ich das Equipment zum Abhören schon stelle, kann ich glücklicherweise entscheiden, wann mitgehört wird. Nadja und ich vermuten, dass Floria auch in Marzahn wohnt und den Innenhof erkannt hat. Vielleicht ist er um die Blöcke geschlichen und hat die Namensschilder abgeklappert. Ich renne schnell zur Tür und presse mein Auge gegen den Türspion. Der Flur ist leer. Das wäre obergruselig gewesen, wenn der langhaarige, 90 Kilogramm schwere Floria mich angeglotzt hätte. Wir sind wieder im Ring, eine rechte Gerade trifft mich am Kopf. Floria meint, er wohnt in der Schweiz. Die ersten beiden Runden gehen klar an den Eidgenossen. Ihr wollt wissen, wie ich noch einen Punktesieg erringen konnte? Cliffhanger! Morgen.
