Tag 29 – Partypeople

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|22:05 Uhr| Ich liege ich auf meinem grauen Teppichbelag. Die letzten zwei Stunden meines Experiments haben begonnen. Noch ist niemand da. Im Kühlschrank warten drei Flaschen Mexikana auf die Gäste. Ich bin aufgeregt, gleich sehe ich wieder reale Menschen und davon fast dreißig. Es klingelt, ich renne zur Tür und drücke den Summer. Nach drei Minuten sind meine Freunde an der Wohnungstür.  Ach, ist das schön ....

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|23:15 Uhr| Die Gäste sind warm geworden mit meiner Wohnung, wir haben die Partybeleuchtung angeworfen. Der Mexikana brennt in den Kehlen. Die Sticker für die Abstimmung des besten Livestreamfotos werden missbraucht. Die Pizza ist schon fast alle, ich gebe die Wohnung zur Zerstörung frei. Als Startschuss gieße ich Bier auf den Teppich und drücke auf dem Boden eine Kippe aus.

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|00:05 Uhr| Es liegen Unmengen Konfetti in der Wohnung. Es klingelt. Vor der Tür steht jemand mit einem halben Bier, den ich nicht kenne. Anscheinend jemand aus dem Haus. Er meint, es wäre schön, wenn wir nur noch eine Stunde machen würden, wegen der Lautstärke. "Kein Problem, geht klar!" beruhige ich ihn und schließe die Tür. Wir vermuten, dass er gern mitgefeiert hätte und holen ihn zurück. Ein echter Marzahner auf unserer Party, es ist der Steve!

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 |01:25 Uhr| Die Ikeadeckenleuchten sind abmontiert und werden als Kopfschmuck missbraucht. Steve macht Prollelektro an und erzählt uns, dass seine Mutter schräg unter uns wohnt. Sie ist krank und deswegen hat er bei uns geklingelt, wegen Lärm und Party ... na ja egal, jetzt feiert Steve mit. Da kann er sich zu Hause was anhören. Mein Paketklebeband ist alle, das Fenster hat neue Rahmen.

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|02:31 Uhr| Steve ist weg. Wir haben alle Informationen über ihn zusammen getragen. Er wohnt seit 28 Jahren in Marzahn und wenn man dort einmal wohnt, dann "willst du nirgends anders mehr wohnen". Unseren Eingang findet er super, weil hier keine Ausländer wohnen. Es klingelt wieder und ein anderer Typ steht vor der Haustür. Irgendwo her kenne ich ihn auch, aber nach den Mexikanas kann ich nicht mehr beurteilen, ob es Steve oder Steves Bruder oder ein Lieferjunge ist. Ich entschuldige mich vorab bei ihm: "Hey, sorry tut mir echt Leid wegen dem Lärm, wir machen gleich Finito und sind weg ...Ok?!". Er ist aus einem anderen Grund hier: " Neee, echt, neee kein Ding. Ich lag nur grad im Bett und bin dann aufgewacht von der Mukke. Und dann hab ich den Track gehört, also es muss der Vorletzte gewesen sein. Megageil! Kannst du mir sagen wie der hieeesss?". Ich schreibe ihm auf ein Stück Toilettenpapier den Titel und er bedankt sich. Jetzt weiß ich auch wieder woher ich den Typen kenne. Er hat sich am ersten Tagen über den Lärm beschwert, den ich beim Laufen in der Wohnung mache. Es ist der Mann aus dem siebten Stock.

11|04:10 Uhr| Das tut jeder Party gut, die Polizei ist eingetrudelt. Ein großer breiter Mann und eine kleine untersetzte Polzeifrau. Der Mann hat das Kommando und befiehlt sofort die Musik auszumachen. Er verlangt meinen Ausweis, checkt aber nicht, dass dort eine andere Adresse eingetragen ist. Es folgt der übliche Dialog mit Einsicht und Entschuldigung von meiner angetrunkenen Seite und dem Versprechen von ihm, beim nächsten Mal die Anlage mitzunehmen. Wir machen Schluss, ziehen eine Kofettispur bis auf die Straße und verschwinden aus diesem 1A Eingang ohne Ausländer in unsere Welt. Tschüss digitale Welt!

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